Europa 2050
Der Club Alpbach Niederösterreich
und demokratie.morgen starten Initiative „Europa 2050 – Wie
schaffen wir eine mitteleuropäische Öffentlichkeit?“
Am 28. März 2006 hat der Club Alpbach
Niederösterreich gemeinsam mit demokratie.morgen die
Initiative „Europa 2050 – Wie schaffen wir eine
mitteleuropäische Öffentlichkeit“ gestartet.
(Landes-)Politik und Medien fokussieren
– zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – auf
landesinterne oder innerstaatliche Problemstellungen und
Zusammenhänge. Die europäische Integration hat jedoch längst
eine europäische – und oft nicht wahrgenommene – Realität
geschaffen, die kaum noch Refugien für eine (Landes-)Politik
abgekoppelt von gesamteuropäischen und regionalen (im Sinne
von traditionelle nationalstaatliche Grenzen überschreitende
„Europaregionen“) zulässt. Es stehen sich gegenwärtig
traditionelle nationale und darin versammelte regionale
Mentalitäten und eine neue europäischen Realität eines
gemeinsamen (Arbeits-)Marktes, einer Wirtschaftsunion mit
den Grundfreiheiten oder eines gemeinsamen europäischen
Bildungsraumes (Stichwort Bologna-Prozess) gegenüber. Die
Politik ist gefordert, diese neue Realität im politischen
Handeln und der Kommunikation mit den Bürgerinnen und
Bürgern zu vermitteln. Nur wenn Europa und sich
(wirtschaftlich längst) entwickelnde europäische Regionen
abseits nationalstaatlicher Grenzziehungen auch ihre eigene
„Öffentlichkeit“ entwickeln, kann jenes Mindestmaß an (mittel-)europäischer
Solidarität entstehen, das für integrierte politische
Gesellschaften notwendig ist. Europa und sein
überstaatlichen Regionen müssen für breiteste
Bevölkerungsgruppen erfahr-, erleb-, also wahrnehmbar
werden. Die Nachbarn müssen uns „etwas angehen“, um die
neuen Chancen und Perspektiven für die individuelle und
gesellschaftliche Lebensgestaltung zu eröffnen. Die Vision
von Europa 2050 ist die Vision eines Europas der Regionen
mit europäischer und regionaler (etwa mitteleuropäischer)
Öffentlichkeit. Politik und Medien kommunizieren und prägen
derartige soziale Bezugsräume und sind daher gefordert, neue
europäische Realitäten zu vermitteln, die damit
einhergehenden Möglichkeiten für die Menschen zu
erschließen.
Beim Kick off zu diesem Themenkreis in
Form einer hochkarätigen Diskussionsrunde mit reger
Publikumsbeteiligung im bis auf den letzten Platz gefüllten
Zigarrenclub der Pleon Publico konnten einige Kernbereiche
zu diesem Themenkomplex andiskutiert werden. Roland
Weissmann (stv. Chefredakteur des ORF Niederösterreich),
Harald Mahrer (demokratie.morgen), Thomas Goiser (Club
Alpach NÖ und demokratie.morgen), Bernhard Adametz und Tanja
Illetits (beide CANÖ und für die weitere Umsetzung der
Initiative in Hinblick auf das Forum Alpbach 2006
verantwortlich) diskutierten mit den Club Alpbach
NÖ-Mitgliedern und den auch internationalen Gästen im
Publikum für die „mitteleuropäische Öffentlichkeit“
relevante Fragen wie die Rolle der Sprache, die
Kommunikation gemeinsamer Themen durch Politik und Medien,
die Frage nach der Funktion und der Rolle von Identität oder
den Begriff der „Freiheit“ im wirtschaftlichen wie
persönlichen Sinn (Chancen am integrierten europäischen
Arbeitsmarkt und im europäischen Bildungsraum, gemeinsamer
Grundrechtsstandard, gemeinsame soziale Sicherheitsnetze).
Hinsichtlich der Rolle der Medien wurde eine positive
Berichterstattung im Sinne einer mitteleuropäischen
Öffentlichkeit diskutiert: Angst vor der Entwicklung und dem
noch Fremden könnte durch eine positive Berichterstattung zu
Themen, „die und gemeinsam betreffen“ (zB Energiepolitik,
Bildungschancen) überwunden werden. Ein Klima der positiven
Betroffenheit über (sehr oft von denselben Bedingungen
abhängige) Vorgänge auf der anderen Seite der Grenzen zu
Niederösterreichs Nachbarregionen ist von Nöten.
Der Club Alpbach Niederösterreich und
demokratie.morgen werden diese Diskussion angeregt durch die
nun aufgeworfenen Fragen und Ansätze in den nächsten Monaten
in Arbeitsgruppen weiterführen. Der Weg zu einer
„Mitteleuropäischen Öffentlichkeit“ wird dann in Form einer
Zwischenbilanz am Forum 2006 in Alpbach einer breiteren
Plattform vorgestellt.
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